Kommunikative Bewegungstherapie
Die Kommunikative Bewegungstherapie ist eine handlungsorientierte, komplementäre Methode der Psychotherapie.
Sie ergänzt in ihrem tiefenpsychologisch orientierten Ansatz die Einzel- und Gruppengesprächstherapie. Sie schafft dem Patienten in der Gruppe einen Rahmen für Handlungserfahrungen. Über zwischenmenschliche Begegnung und das Lösen gemeinsamer Aufgaben ermöglicht sie dem Patienten das bewusste Wahrnehmen von Störungen im interpersonellen Bereich und deren Ausdruck im Körperlichen. Der Patient kann im Rahmen der therapeutischen Gruppe seine Stärken und Schwächen erkennen, neue Verhaltensmöglichkeiten erproben und sie im wiederholten Üben festigen.
Der Therapeut hilft dem Patienten über die Reflexion des Geschehens im Hier und Jetzt, sein Verhalten und Erleben wahrzunehmen, es zu akzeptieren und damit situationsgerecht umzugehen. Spezielle Aufgabenstellungen aktivieren die zwischenmenschliche Begegnung und die Entwicklung von Beziehungen untereinander.
Themen sind: Wahrnehmen, Kennenlernen, Integration, Ich-Entwicklung, Auseinandersetzung und Entscheidung, Mut, Risikoverhalten und Vertrauensfähigkeit, Kreativität sowie die Erfahrung von Emotionalität. Für alle Aufgabenbereiche gibt es eine Vielzahl von Übungen, die eine Steigerung der Anforderungen an den Patienten im Therapieverlauf ermöglichen.
Dr. A. Wilda-Kiesel.
Die Kommunikative Bewegungstherapie im Kontext
der Verfahren klinischer Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen
Als Therapeuten für Kommunikative Bewegungstherapie sind wir in einem von Interdisziplinarität geprägten Arbeitsfeld tätig. Dies bezieht sich auf die im Bereich der Bewegungstherapie in psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen tätigen Berufsgruppen wie z.B. Physiotherapeuten, Sport- und Bewegungstherapeuten, Motopäden, Sport- und Gymnastiklehrer, Ergotherapeuten sowie Tanztherapeuten sowie die daraus resultierende Notwendigkeit der Integration verschiedener Fachrichtungen wie den Bewegungswissenschaften, der Psychologie und der Medizin in unsere täglichen Arbeit.
Um diese Interdisziplinarität sowohl in der Arbeit mit dem Patienten als auch in Fachdiskussionen positiv und kreativ nutzen zu können, halten wir es für wichtig, die Position bzw. Einordnung der KommBT im Feld der klinischen Bewegungstherapie zu kennen.
HÖLTER widmet in seinem 2011 herausgekommen Standardwerk zur Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen eben dieser Thematik ein Kapitel und veranschaulicht die Schnittstellen der verschiedenen Fachbereiche und daraus hervorgegangenen therapeutischen Verfahren mit folgender Grafik.
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Klinische Bewegungstherapie im Schnittpunkt von Sport- und Bewegungswissenschaften, Medizin und Psychologie (HÖLTER 2011, S. 77) |
Auf Grund der Heterogenität des Feldes sowohl in Bezug auf den Ausbildungshintergrund der tätigen Therapeuten sowie der angebotenen Therapien arbeiten wir folglich in einem Spektrum von Maßnahmen. Diese fokussieren einerseits die physisch-funktionelle Zielebene (z.B. Ausdauertraining, Sportspiele etc..), andererseits die psycho-soziale Zielebene (z.B. Konzentrative BT, KommBT). In beiden Fällen geht es jedoch um die Therapie psychischer
Symptomatiken durch die Arbeit mit dem Körper.
Die Wahrnehmung dieses Spektrums als Ressource und nicht als Begrenzung, kann es uns ermöglichen, dem Patienten durch das Vermitteln und Erlebbarmachen des
Zusammenhangs zwischen Körper und Psyche, bei der Linderung seiner psychischen
Symptome nachhaltig zu unterstützen. In der folgenden Grafik in Anlehnung an HÖLTER wird dieses Spektrum am Beispiel des Therapieangebotes einer Psychiatrie in
Norddeutschland deutlich.
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Das Spektrum klinischer Bewegungstherapie (in Anlehnung an HÖLTER 1993)
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Weiterführende Übersichtsliteratur zu diesem Thema finden Sie unter anderem hier:
BIDDLE, J.H., FOX, K.R., BOUTCHER, S.H. (Hrsg.). (2000): Physical Activity and
Psychological Well-Being. Oxon: Routledge.
HÖLTER, G. (Hrsg.).(1993). Mototherapie mit Erwachsenen. Sport, Spiel und Bewegung in Psychiatrie, Psychosomatik und Suchtbehandlung. Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.
HÖLTER, G. (2007). Sport- und Bewegungstherapie in der Psychosomatik. In DEIMEL, H. HUBER, G., PFEIFFER, K. & SCHÜLE, K. (Hrsg.), Neue und aktive Wege in der Prävention und Rehabilitation (S. 213-223). Köln: Deutscher Ärzte-Verlag.
HÖLTER, G. (Hrsg.).(2011). Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen.
Grundlagen und Anwendungen. Köln: Deutscher Ärzteverlag.
MARKSER, V., BÄR K.-J., BERGER, M. (Hrsg.).(2015): Sport- und Bewegungstherapie bei seelischen Erkrankungen. Forschungsstand und Praxisempfehlungen. Stuttgart: Schattauer Verlag.
Der Interdisziplinäre Arbeitskreis Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen beschäftigt sich auf seiner jährlichen Tagung ebenfalls mit den Themen der Definition, Standardisierung und Positionierung klinischer Bewegungstherapie. Die Ergebnisse werden auf folgender Homepage publiziert:
http://www.forschung-bw.de/VersFZwief/AKBewegungstherapie.html